Von Berlin nach Istanbul // Belgrad

Burek, auf Umwegen zu Bahntickets, nächtlicher Burgbesuch, Zugausfall und eine rettende Reisebekanntschaft. 

Tag 5

Mit etwa einer Stunde Verspätung kamen wir in Belgrad an. Die Hitze begrüßte uns schon morgens um acht. Wir liefen durch die noch verschlafenen Straßen zum Hostel, gaben unsere Rucksäcke ab und kauften uns landestypisch Burek und Trinkjoghurt zum Frühstück. Café tranken wir in der Altstadt und liefen dann Richtung Donau, um am Bahnhof Dunav unsere Tickets nach Timisoara in Rumänien zu kaufen. Die Donau floss träge in der Hitze vor uns und den Bahnhof fanden wir nicht. Nur eine kleine Station, die ihren Betrieb schon vor längerer Zeit eingestellt zu haben schien. Wir vertagten den Ticketkauf auf nachmittags und ruhten uns im Hostel aus.

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Gegen Abend fuhren wir mit der Straßenbahn zum Hauptbahnhof, um endlich die Tickets zu kaufen. Dort schickte man uns zur besagten Station Dunav… Wir kamen uns vor wie Asterix & Obelix auf der Suche nach dem Passierschein A38. Mit dem Bus versuchten wir ein zweites Mal, die Station zu finden. Auf dem Weg durch die Stadt konnten wir in zerstörten Gebäuden noch deutlich die Spuren der Luftangriffe von 1999 erkennen.

Und schließlich kamen wir doch noch zur Station Dunav. Dort saß tatsächlich noch eine Frau am Schalter und verkaufte uns noch die gewünschten Tickets nach Timisoara, wo wir inzwischen eine erste Couchsurfing-Zusage hatten.

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Das Glück schien auf unsere Seite als wir zufällig an irgendeiner Busstation ausstiegen und in eine alte Straße blickten, die gesäumt war von bunten Restaurants, die landestypische Küche servierten.
Als Ziel des nächtlichen Spaziergangs wählten wir Kalemegdan Citadell. Von dort hatten wir einen schönen Blick über Belgrad und die am Ufer des Flusses Sava liegenden Hausboote.

Tag 6

Unser Zug sollte um vier Uhr am Nachmittag gehen. Die Zeit brachten wir mit einem Besuch der aus weißem Marmor erbauten, orthodoxen Kirche Sveti Sava rum. Dann nahmen wir den Bus zum Bahnhof. Übrigens: Kein einziges Mal haben wir in Belgrad für den Bus oder die Straßenbahn bezahlt. Es gab keinen ersichtlichen Ticketverkauf. Ehrenwort.

Am Bahnhof informierte die erste Durchsage über eine Zugverspätung von etwa einer Stunde. Wir verabschiedeten uns gedanklich vom Anschlusszug in Vršac nach Timisoara und informierten unsere Couchsurfing-Hosts über eine nicht absehbare Verspätung. Kurz darauf verkündete eine zweite Durchsage, dass der Zug gar nicht mehr kommen würde. Na toll!
Übersetzt hatte uns die Durchsagen ein junger Serbe, der neben uns saß und ebenfalls nach Vršac musste. Ich fragte, ob er mit uns trampen wolle. Denn ein Einheimischer könne uns vielleicht vor möglichen Schlitzohren bewahren. Er trotte mit uns mit.

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Das Trampen gaben wir aufgrund der brütenden Hitze und eines eher ungünstigen Standpunkts schnell auf und hatten das Glück im Unglück, um sechs abends noch einen Bus nach Vršac zu bekommen. Es sollte noch besser werden: Der junge Serbe bot uns für den Notfall einen Schlafplatz in einem leeren Haus in seiner Heimatstadt an. Why not?

Am Bus trafen wir noch einen jungen Italiener, der mit uns das gleiche Schicksal teilte, ebenfalls den Zug hätte nehmen wollen.
Ohne eine genaue Vorstellung des weiteren Verlaufs, aber der Gelassenheit zwei Reisender verließen wir schließlich (anders als geplant) Belgrad.

Randnotiz: Das Elend der Flüchtlinge gehört nicht zwingend in einen Reisebericht, aber die Not und Rastlosigkeit zahlreicher Menschen ist nicht weit weg Zuhause in Moabit vor dem Landesamt für Gesundheit und Soziales, sondern ebenso im Hier und Jetzt rund um die Bahnhöfe in Budapest und Belgrad zu erleben. Oftmals haben die geflüchteten Menschen hier erst einen Teil der Strecke geschafft, den sie zu Fuß (!) beispielweise bis nach Berlin oder Hamburg zurücklegen.

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