Schon nach dem ersten Tag ahnte ich, dass ich nicht zum letzten Mal sizilianischen Boden unter den Füßen haben wollen würde. Unsere Zeit haben wir auf der größten Insel im Mittelmeer ohne Eile und zu viele Pläne verbracht. Ganz spontan haben wir unseren Aufenthalt in Palermo verlängert und entschieden, den Süden ein anderes Mal zu besuchen. Insgesamt waren wir neun Tage auf Sizilien und hatten für den gesamten Zeitraum ein Auto. Grundsätzlich ist ein Mietauto praktisch, um von einem Ort zum anderen zu kommen. Ein kleines Auto ist sehr von Vorteil, um auch die engen Gassen der italienischen Bergdörfer zu meistern. Wer sich nicht dem italienischen Straßenverkehr aussetzen möchte, kommt zu einigen Orten auch mit der Bahn, verpasst aber die Schönheit entlegener Inselfleckchen.
Orangen-, Zitronen- und Olivenplantagen, grüne Ebenen, schwarze Lavafelder, kurvige Landstraßen, kleine Bergdörfer, Steilküsten, Badebuchten, Ziegenherden und Nebelfelder haben uns auf unserem kleinen Roadtrip durch den nördlichen Teil Siziliens genau das beschert, was uns nach den grauen Wintermonaten so gefehlt hat: Das Frühlingsgefühl.
Hier sind meine 5 Lieblingsorte im nördlichen Teil von Sizilien:
1. Der Ätna
Gelandet sind wir auf dem Flughafen von Catania. Mit einem kleinen Mietauto haben wir uns westlich vorbei am Ätna auf den Weg zu unserer ersten Unterkunft gemacht. Kaum hatten wir Catania hinter uns gelassen, tauchte am Horizont schon die dampfende Spitze des Ätna auf. Wir fuhren vorbei an Lavafeldern, die so weit vom Berg entfernt waren, dass wir die Kraft der letzten großen Ausbrüche nur erahnen konnten. Einerseits magisch angezogen von dem Vulkan, der bei einem Ausbruch Lava und Gestein mehrere hundert Meter in den Himmel schleudert, andererseits so ehrfürchtig vor dem letzten Ausbruch vor wenigen Wochen, entschieden wir uns gegen eine Wanderung auf dem Vulkan.

Touren zum Ätna starten am Rifugio Sapienza auf der Südseite des Vulkans. Von dort fährt eine Seilbahn zur Bergstation La Montagnola, die sich auf ca. 2.500 Metern befindet. Weiter hoch zum Krater Torre del Filosofo auf knapp 3.000 Metern Höhe führt entweder ein Wanderweg (laut Literatur ca. 13 Kilometer) oder eine Fahrt mit einem Geländewagen.
2. Die Landstraße SS185
Zwei Mal haben wir uns von unserer Unterkunft im Bergdorf Motta Camastra auf den Weg zur Nordküste gemacht. Dabei sind wir über die wenig befahrene Landstraße SS185 gefahren – insgesamt vier Mal und es war kein bisschen langweilig: Straßenhändler mit frischen Zitronen, Ziegen, Esel und Schafe, Bergdörfer, Serpentinen hinter denen immer wieder wundervolle Ausblicke auf die Berge hervorkamen und dichte Nebelfelder in der Nacht.



Mein Tipp:
In Novara di Sicilia lohnt es sich einen kleinen Halt zu machen. Die kleine Stadt hat Charme, leckeres italienisches Gebäck und einen kleinen Lebensmittelladen der für wenig Geld Käse und Wurst aus der Region verkauft.
3. Die Liparischen Inseln (Äolischen Inseln)
Wer den Norden von Sizilien besucht, besucht häufig auch eine der Liparischen Inseln. Wir entschieden uns für die größte der sieben kleinen Inseln im Tyrrhenischen Meer nördlich von Sizilien: Lipari.
Je nach Saison und Plänen auf der Insel lohnt sich ein zwei- bis mehrstündiger Aufenthalt. Zum Baden und Essen außerhalb der kleinen Küstenstadt Lipari empfiehlt sich ein ganzer Tag, für die Küstenstadt selbst genügen zwei bis drei Stunden.

Mein Tipp:
Wer keinen Zeitdruck für die Inseln selbst hat oder nicht an Seekrankheit leidet, sollte unbedingt von Milazzo mit der Fähre übersetzen. Die Fähre braucht zwar länger (2 bis 2,5 Stunden nach Lipari) als das Tragflügelboot (ca. 1 Stunde), ist aber etwas günstiger (10 bis 14 Euro pro Strecke nach Lipari) und die Passagiere können draußen auf dem Deck in der Sonne sitzen. Und was ist schöner als unter freiem Himmel der Blick auf das glitzernde Meer?

4. Palermo
Streetart, Streetfood und Streetlife. In Palermo findet das Leben definitiv auf der Straße statt. Ob beim Bummel über den Markt, beim Eis essen am Hafen oder sonntags auf dem Weg in die Kirche: Wir haben uns unter die Palermitaner gemischt, um diese wundervolle Stadt kennen zu lernen. Uns hat Palermo vom ersten Tag an begeistert.

Die historische Altstadt mit den vier Vierteln Kalsa, La Loggia, Albergheria und Seralcadio (besser bekannt als Il Capo) lässt sich bequem zu Fuß erkunden. Jedes Viertel hat seine eigene Marktstraße. Der Markt „mercato del capo“ in Seralcadio, unweit der Kathedrale, ist zum Einkaufen von frischem Fisch, Obst und Gemüse der Beste.

Mit dem Fahrrad sind wir in die Neustadt gefahren, um in einem der Parks zu picknicken. Die Größe Palermos haben wir erst außerhalb der Altstadt wahrgenommen, denn dort vergisst man schnell, dass Palermo mit über einer halben Million Einwohner zu einer der größten Städte Italiens zählt.
Meine Tipps:
Fahrrad ausleihen und quer durch die Altstadt bis in die Neustadt fahren. Fahrräder gibt es bei Social Bike Palermo.
Außerdem auf den Märkten unbedingt Oliven und gegrillte Artischocken kosten.
Mehr Tipps zu Palermo gibt es hier.
5. Scopello (Castellammare del Golfo)
Scopello ist von Palermo aus ideal über die Autobahn (diese Strecke ist kostenfrei) zu erreichen und bietet sich für einen Tagesausflug an. Unterhalb des winzigen Küstendorfs Scopello befinden sich Badebuchten mit Steinstränden (ich liebe Steinstrände!) und türkisblauem Wasser. Im Frühling war die Anzahl der Badegäste noch klein, im Sommer soll es sehr voll sein.

Nach ein paar Stunden am Strand, haben wir auf der Piazza von Scopello Cappuccino getrunken und Eis gegessen. Dort war es wunderschön und sehr relaxed – sogar die Straßenhunde lagen in der Sonne und dösten. Da das Dorf so klein ist (die Bevölkerungszahl liegt aktuell unter 100 Menschen), sollte ein Besuch an einem Sonnentag geplant werden, um die restliche Zeit des Tages in einer der Badebuchten zu verbringen.

Es gibt noch so viel mehr auf Sizilien zu entdecken… das Inland und der Süden. Wir kommen ganz bestimmt wieder!