Frühling in Jerusalem // 5 Lieblingsorte

Israel stand schon sehr lange auf meiner Reiseliste. Ein halbes Jahr zuvor im Herbst haben wir relativ günstige Flüge gefunden und gebucht. Die Vorfreude war groß und eine grobe Planung hatten wir: Von insgesamt zehn Tagen wollten wir fünf Tage in Jerusalem und sieben Tage in Tel Aviv verbringen. Hier direkt zwei Israel-Tipps zu Beginn:

  1. Es lohnt sich, früh mit der Suche nach einer Unterkunft zu beginnen: Israel ist ein beliebtes Reiseziel und uns haben insgesamt sechs Vermieter von Ferienwohnungen nach einer Zusage wieder abgesagt.
  2. Da Israel ein ziemlich teures Land ist, sollte mit dem Füllen der Reisekasse nicht erst last minute begonnen werden.

Starten wollten wir in Jerusalem. Da Israel mit etwas über 22.000 Quadratkilometern ein kleines Land ist, gibt es vom Flughafen in Tel Aviv eine direkte Busverbindung nach Jerusalem (Dauer: ca. eine Stunde).
In Jerusalem fanden wir eine Unterkunft in Mea Shearim. Wir hatten uns bis zu unserer Ankunft nicht über das Viertel informiert. Umso mehr können wir nun über das Leben in diesem Stadtteil berichten und konnten noch weitere Tipps für Jerusalem sammeln.

Hier meine fünf Lieblingsorte im frühlingswarmen Jerusalem:

1. Der (ultraorthodoxe) Stadtteil Mea Shearim

Je näher wir unserer Unterkunft in dem alten Stadtviertel Mea Shearim kamen, umso mehr Menschen sprachen Jiddisch und trugen die traditionelle Kleidung der ultraorthodoxen Juden.

Mahnende Blicke hielten uns davon ab, Hand in Hand zu laufen. An unserem ersten Abend wurden wir über die dortigen Regeln aufgeklärt und informierten uns über das Leben in diesem Teil der Stadt. So wird in Mea Shearim die strikte Einhaltung der Schabbat-Ruhe praktiziert: Es fahren keine Autos und die Benutzung von elektrischen Geräten wie Handys oder Fotoapparaten ist unerwünscht. Generell gibt es Verhaltens- und Kleidungsvorschriften für Frauen (lange Röcke oder etwa extra Schlangen zum Anstehen für Frauen). Die Idee, dass Männer und Frauen nicht auf derselben Straßenseite laufen, wurde bisher nicht umgesetzt. Uns passierte es, dass Gespräche nur mit meinem Partner geführt wurden und ich (Frau) ignoriert wurde.

Dennoch: So befremdlich und altertümlich uns die dortige Lebensweise schien, verfolgten wir den dortigen Lebensstil mit Interesse und entdeckten Schönes im Viertel: Bäckereien mit frischen Broten, Keksen, Blätterteig- und Hefeköstlichkeiten oder den alten, sehr talentierten Goldschmied in seinem winzigen Ladengeschäft auf der Nathan Straus-Straße. Er fertigt mit großer Hingabe zeitlos-schöne Ringe zu sehr fairen Preisen und ändert gewissenhaft auch mehrmals die Ringgröße.

Gebackene Köstlichkeiten: Pistazien in Blätterteig

2. Die Klagemauer, der Tempelberg und der Ölberg

Ein Muss für jeden Erstbesuch in Jerusalem: Die Klagemauer. Wir besuchten diese religiöse Stätte in der Altstadt von Jerusalem gleich nach unserem ersten Frühstück. Der Platz vor der Klagemauer ist täglich geöffnet, der Eintritt ist frei. Wir sind durch das Damaskus-Tor bis zur Klagemauer gelaufen, weitere Zugänge gibt es über das Dung-Tor (auch Mist-Tor) und über die El-Wad-Straße. Die direkten Zugänge zur Mauer sind für Frauen und Männer separat.

Wer durch das Damaskustor läuft, gelangt zur Klagemauer

Die Juden nennen die Klagemauer „westliche Mauer“, da sie die ursprüngliche Westmauer der Tempelanlage auf dem Tempelberg war. Das „Klagen“ findet hier im eigentlichen Sinn nicht statt. Die Besucher schreiben Gebete und Wünsche auf kleine Zettel und verstecken sie in den Ritzen in der fast 50 Meter langen Mauer, dabei beten sie. Die Tradition der Gebetszettel ist mehrere hundert Jahre alt. Die heraus- oder heruntergefallenen Zettel werden gesammelt und u.a. vor dem Pessach-Fest im Frühling auf dem jüdischen Friedhof auf dem Ölberg vergraben.

Auf der rechten Seite der Klagemauer beten die Frauen

Mit einem Besuch der Klagemauer bietet sich ebenso ein Spaziergang auf dem Tempelberg an. Läuft man die Straße hinter der Klagemauer entlang, hat man einen wundervollen Blick auf den Ölberg, der seinen Namen von den vielen Oliven-Bäumen hat und daher auch Oliven-Berg heißt.

Der Ölberg in Jerusalem

3. Ein Besuch auf dem Mahane Yehuda Markt

Der Mahane Yehuda Market (kurz „Machne“) soll einer der größten und meistbesuchten Märkte Israels sein. Da wir auch im Urlaub gerne kochen und es lieben, auf einheimischen Märkten lokale Köstlichkeiten zu kaufen, spazierten wir einen Vormittag vom Stadtteil Mea Shearim in Richtung des Stadtteils Zikhron Yosef, an dessen Norden sich der Mahane Yehuda Markt erstreckt. Teils überdacht, teils unter freiem Himmel bieten hier zahlreiche Händler aus unzähligen Herkunftsländern Verschiedenes an. Wir waren mal wieder begeistert von den Backwaren und den Reiswaffelmaschinen, die mit einem „Puff“ endlos Reiswaffeln produzieren.

Der Geruch von frischen Reiswaffeln strömt durch die Marktgassen

Grüne Mandeln scheinen im Frühling ein saisonaler Verkaufsschlager zu sein. Wir bekamen eine geschenkt und probierten sie direkt. Da sie für uns nur unreif schmeckte, waren wir nicht sicher, ob sie wirklich so gegessen wird. Später las ich, dass die unreifen, grünen Früchte mit einer pelzigen Schale entweder mit etwas Salz und Zitrone roh geknabbert (also doch!), dünn gehobelt im Salat gegessen oder eingelegt werden. Wer grüne Mandeln probieren möchte, ist im Frühling in Israel genau richtig, denn bei uns sind die importierten Früchte eine teure Seltenheit.

Eine frische, grüne Mandel

4. Cafés im Viertel Bezalel

Bezalel ist ein kleines Viertel südlich vom Mahne Yehuda Markt. Zufällig sind wir dort lang spaziert und waren angetan von der entspannten, wenig konservativen Stimmung. Einen ganzen Nachmittag haben wir im Cafè Bezalel an einem der Tische in der Sonne verbracht, gelesen, leckere Sandwiches gegessen und Kaffee getrunken. Das Café Bezalel ist in der kleinen, unbefahrenen Betsal’el Straße. Einen Katzensprung vom Cafè Bezalel entfernt befindet sich zudem das Café Naadi. Ob Frühstück, Snack oder Abendessen – die Karte bietet viel. Wir haben sehr gut (vegetarisch) am Abend gegessen.

Ein gemütlicher Ort: das Café Bezalel

5. Ein Ausflug durch die Judäische Wüste zum Toten Meer

Unsere Neugier auf das Tote Meer war so groß, dass uns ernüchternde Berichte von Freunden nicht abhielten. Für den Ausflug haben wir uns für einen Tag ein kleines Auto gemietet. Am nördlichsten Teil des Toten Meeres wollten wir baden. Uns war nicht klar, dass an den gesicherten Badestellen ein hohes Eintrittsgeld (zwischen 20 und 30 Euro) verlangt wird. Wir bezahlten und wurden leider ebenso enttäuscht wie zuvor einige unserer Freunde: Die Badestelle war lieblos und klein. Ankommende Touristentouren überfüllten den Strand. Und trotz tagelangem Verzicht auf eine Rasur brannte mir das Salzwasser des Toten Meeres sehr auf der Haut. Da der faulige Geruch und die Palstikstühle am Strand nicht zum Verweilen einluden, fuhren wir an der Westküste weiter durch die Judäische Wüste Richtung Süden.

Nicht so schön wie gehofft: das Baden im Toten Meer

Die karge Wüstenlandschaft und der Blick über das Tote Meer faszinierten uns sehr und entschädigten die bisherige Enttäuschung. Wir hielten am Kibbutz „Ein Gedi“, dessen üppige Vegetation einen herrlichen Kontrast zur Wüste bot. Wir liefen durch den Kibbutz und tranken in einem (bezahlbaren) Café vor dem Haupteingang einen Kaffee und schaukelten in Hängematten, bevor wir uns auf den Rückweg nach Jersualem machten.

Dafür umso schöner: die Judäische Wüste

Es lohnt sich einen Spaziergang durch die großen, angelegten Gärten des Kibbutz „Ein Gedi“ zu machen
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