Christian Kracht: FASERLAND. // Das Buch habe ich letzten Sommer aus dem Hausflur mitgenommen. Einerseits mochte ich die Coverfarbe, andererseits wollte ich erfahren, wie sich der Debütroman des etwas besserwisserischen Christian Kracht liest, den ich bisher nur aus Joachim Bessings „Tristesse Royale“ kannte.
Zum Buch: Zu Beginn empfinde ich vor allem Fremdscham für den namenlosen Protagonisten, der auf Sylt zu viel Champagner trinkt, während er auf Brüste starrt und sich um seine Frisur sorgt. Dann möchte ich fast Mitleid mit ihm haben, als er in Hamburg zum ersten Mal Ecstasy nimmt, anschließend erschrocken über die sexuelle Enthemmung seines Freundes fluchtartig die Stadt verlässt, sich im Flugzeug mit Pfirsichjoghurt seine Barbourjacke versaut und schließlich in einem Frankfurter Hotelzimmer auf den Teppichboden kotzt.
Er glaubt, in Heidelberg einen netten Menschen kennengelernt zu haben. Nett, weil er ein ordentliches Jackett und einen Pulli um die Hüften trägt, weiße Zähne hat und 30 Biere seiner Kommilitonen bezahlt. Nett war er dann aber doch nicht. Und er begegnet unverhofft noch einmal seinem Freund aus Hamburg, und den Drogen auch – in Heidelberg, auf einem Rave in München, am Bodensee und in seinen Erinnerungen an Mykonos.
Der Protagonist nimmt den Leser mit auf eine etwa einwöchigen, ungeplante Reise von Sylt, über Hamburg, Frankfurt, Heidelberg, München, den Bodensee bis nach Zürich. Er gibt sich dem Alkohol hin, beschreibt die Hässlichkeit von Bordbistros in deutschen Zügen, berichtet von vergangenen Erlebnissen und Freundschaften und trifft alte Bekannte. Dabei bewegt er sich zwischen Parties, Reichtum, Egoismus und der Perspektivlosigkeit seiner Generation.
Fazit: Nicht tiefsinnig oder sprachlich innovativ, aber kurzweilig und unterhaltsam.
Flurlektüre
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