Antonia Kerr: BLUMEN FÜR ZOË // Das Faszinierendste des Buches vorweg: Es ist erstaunlich, dass die französische Schriftstellerin Antonia Kerr es in ihrem Debütroman von 2010 schafft, die Perspektive eines 60-jährigen Mannes einzunehmen, als sei sie ein Mann im selben Alter. Dabei war sie beim Erscheinen des Romans 21 Jahre und damit gerade mal so alt wie die junge Zoë, in die sich ihr Protagonist, der alternde Richard, verliebt.
Richard entschließt sich, kurz vor seinem 60. Geburtstag seinen Job als Börsenmakler aufzugeben, New York zu verlassen, den noch immerwährenden Verlust seiner 30-jährigen Beziehung zu verarbeiten und in eine Altersresidenz zu ziehen. Auf dem Weg dahin nimmt er einen Mitfahrer mit, über den er wenig später Zoë kennenlernt. Richard, Frauen immer sehr zugetan, nimmt einen Orkan zum Anlass, um mit Zoë Key West zu verlassen und in seinem alten Cadillac nach Kanada zu fahren.
Zwischen beiden entsteht eine romantisch-lustvolle Beziehung, die an Lolita erinnert, aber weniger skandalös ist, da Zoë Anfang 20 ist. Das Beschreiben der Schönheit Zoës und ihrem Verlangen nach Sex, wechseln sich ab mit Richards Beobachtung ihrer Tierliebe und seinen Erinnerungen an die jahrelange Beziehung mit Evelyn und seinen Affären.
Die kleine Roadstory startet in New York, führt u.a. nach Florida, Kalifornien, Kanada, Michigan und zurück nach New York. Die Handlung ist wenig überraschende Handlungen. Die ständige Frage „Was findet die junge Zoë an dem alternden, zweifelnden Richard?“ begleiten Richard selbst und die Leser und Leserinnen bis zum Ende des Romans. Und kein einziges Mal bekommt Zoë Blumen…
Fazit: Toll ist Kerrs Personenbeschreibung und Perspektive Richards, mit der auch die anderen Mitwirkenden beschrieben werden. Die Handlung des Romans ist einfach gehalten und wird mir nicht nachhaltig in Erinnerung bleiben.
Flurlektüre
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